Technik: 2 Very Low Head (VLH) -Turbinen
Fallhöhe: ca. 1,32 m bis 2,32 m (dynamisches Stauziel)
Ausbaudurchfluss: 54 m³/s
Ausbauleistung: 900 kW
Jahresarbeit: ca. 3,9 Mio kWh
Versorgte Haushalte: ca. 1.100
Die Faszination und Schönheit der Iller: Ihr alpiner Charakter macht sie aus. Doch bringen Eigenschaften wie die zum Teil erheblich schwankenden Zu- und Abflüsse, beispielsweise durch die Schneeschmelze, besondere Herausforderungen mit sich. Auch führt die Iller zeitweise Geschiebe und Wildholz, das Turbinen verstopfen kann; sogenannte „Verklausungen“ sind dann die Folge.
Daneben stellt sich die Fragen: Wie kann eine sinnvolle Nutzung der Wasserkraft trotz der geringen Fallhöhe aussehen? Und: Wie sieht eine Wasserkraftnutzung aus, in der Fische ungehindert auf- und absteigen können und die auch sonst die Belange von Flora und Fauna berücksichtigt? Die VLH-Turbine ist die Antwort auf diese Fragen. Sie bringt die entscheidenden Eigenschaften mit, die Ökologie und wissenschaftlicher Entwicklung neue Perspektiven eröffnen.
Was die Very Low Head-Turbine auszeichnet.
Eins ihrer besonderen Merkmale steckt bereits im Namen der VLH-Turbine: „Very Low“, was so viel bedeutet wie „besonders flach“. Sie ist speziell konzipiert für hohe Effizienz bei Flüssen mit einer Fallhöhe von 1,5 bis etwa 3 m. In Sulzberg/Au sind es bis zu 2,3 m, also genau passend für einen Einsatz an der Iller.
Mit einem Laufrad-Durchmesser von fünf Metern und einem Durchfluss von 27 Kubikmeter pro Sekunde erreicht die Turbine nur 20 bis 30 Umdrehungen pro Minute (U/min). Die langsame Rotation, die geringe Änderung des Wasserdrucks und der geringe Spalt zwischen Turbinenrädern und Gehäuse machen die VLH-Turbine so fischfreundlich. Und die kompakte Bauform eröffnet zahlreiche Vorteile bei Einbau, Betrieb und Wartung der VLH-Turbine. Beispielsweise wird die verwendete Betonmenge reduziert und externe Gebäude entfallen. Sie arbeitet frei von Geräuschen und Vibrationen und ist auch äusserlich angenehm unauffällig.
Die Kraftwerkseinheit der VLH-Turbine ist auf einem Stahlrahmen platziert und steht schräg in der Strömung und kann geringfügig überströmt werden. In Servicestellung ist VLH-Turbine hoch gefahren und gibt den gesamten Abflussquerschnitt frei. Positiver Effekt: Mögliches Treibzeug kann einfach durch eine Klappe ins Unterwasser gespült werden.
Die Wasserkraft flexibel nutzen.
Die Wasserkraft der Iller wandelt die VLH-Turbine um in eine Energieleistung von 100 – 450 kW. Das regulierbare Laufrad arbeitet dabei in dem starren Leitapparat. Der direkt getriebene Generator verfügt über eine Drehzahlregelung; er kann also den jeweiligen Zuständen der Iller und den sich daraus ergebenden Bedingungen angepasst werden. Ein Frequenzumrichter, bestehend aus Leistungsgleichrichter, Kondensatorbank und Stromrichter, liefert dabei ein Signal von 50 oder 60 Hz.
Das Schlauchwehr mit variablem Stauziel.
Unterschiedliche Zuflüsse und Niederschläge, im Frühjahr die Schneeschmelze: Voralpine Flüsse wie die Iller führen häufig sehr unterschiedliche Wassermengen. Wie kann dennoch möglichst gleichmäßig Energie gewonnen werden? Die Antwort hat einen völlig neuen Ansatz hervor gebracht: die variable Stauzielanhebung. Eine Technologie, die in Kombination mit einer VLH-Turbine erstmalig weltweit im Illerkraftwerk Au eingesetzt wird.
Das Prinzip: Bei Niedrigwasser wird das Stauziel sehr tief gehalten. Bei Hochwasser wird es angehoben. Diese dynamische Stauzielregelung erfolgt durch einen Schlauch, der in seinem Volumen entsprechend verändert wird.
Ein Erfolg schon vorab: Der Modellversuch der TU München.
Das Illerkraftwerk Au geht mit der weltweit einmaligen Kombination innovativer Technologien neue Wege. Das Potenzial für die Nutzung von Wasserkraft in Bayern wurde vorab geprüft und getestet. Die TU München hat in einem aufwändigen Versuch die Anlage in einem Maßstab von 1:20 nachgebaut. Mit Erfolg: Kraftwerkanströmung und Geschiebespülung wurden weiter optimiert, die Abflussleistung im Hochwasserfall und eine ausreichende Abfuhr von Schwemmholz wurde sichergestellt. Damit hat der Modelversuch den Nachweis erbracht, dass die VHL-Technik in alpinen Gewässern sinnvoll eingesetzt werden kann.
Perspektiven in der Praxis erprobt.
Weitere positive Erfahrungen aus der Praxis bestätigen die aussichtsreichen Perspektiven: Bereits seit 2006 wird die VLH-Turbine erfolgreich eingesetzt. Und seit Anfang 2011 leisten 15 VLH-Turbinen in Frankreich und Italien einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Energiezukunft.
Die besonders fischfreundliche Lösung.
Die besonders langsame Rotation, die geringe Änderung des Wasserdrucks beim Durchfluss durch die Turbine und der geringe Laufspalt zwischen Turbinenrädern und Gehäuse machen die VLH-Turbine besonders fischfreundlich. Die Geschwindigkeit des durchfliessenden Wassers entspricht mit unter 2m/s in etwa der eines durch schwimmenden Fisches. Tests in Frankreich mit Forellen, Karpfen und Schleien haben eine Überlebensrate von 100% gezeigt. Damit bringt die VLH-Turbine die idealen Voraussetzungen mit, um die Wasserkraft der Iller auch ökologisch sinnvoll zu nutzen. Daneben gibt es als Fischaufstiegshilfe auch ein sogenanntes Bypassgewässer, also einen separaten Flusslauf um die Anlage herum.
Tel: 0831 2521-320
Fax: 0831 2521-330
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